Vom Kloster, Park und Lustschloss zum Zentrum für Kultur und Kommunikation
Ein besonderes Ambiente, das Tradition und Innovation, Natur und Kultur, Bodenbeständigkeit und Weltoffenheit miteinander verbindet.
Das mittelalterliche Kloster Haydau ist das in seinem Bestand am besten erhaltene Zisterzienserinnenkloster Hessens. Im Jahre 1232 begab es sich, dass Konrad Landgraf von Thüringen und sein Feldhauptmann Friedrich von Treffurt die Mainzer Stadt Fritzlar überfielen und dort wüteten. Zunächst gelang es ihnen nicht, die Kernstadt einzunehmen, und sie bereiteten sich schon auf den Abzug vor, da aber “lyfen die gemeynen wybere (…) uff die mure in der staid und hingen ere nackeden arsse uwer die czynnen unde ryfen en zu, das sie (…) flohen” (Die Chroniken des Wiegand Gerstenberg von Frankenberg (VHKH 7/1), Marburg, 1989). Diese Provokation entzürnte die Krieger derart, dass sie nun doch Fritzlar erstürmten, die Stadt samt Peterskirche verbrannten und mit den Reliquien übel hausten. Beide Herren mussten büßen und Friedrichs Familie bot zur Sühne dem Propst Gumbert aus Fritzlar ihre Stiftung um die Heide, also Haydau an. Am 23. Januar 1235 bestätigte Propst Gumbert diese Übergabe an die Zisterzienserinnen.
In der Mitte des 14. Jahrhunderts hatte sich Kloster Haydau nicht nur zum geistigkulturellen, sondern auch zum wirtschaftlichen Zentrum entwickelt, an das die Landgrafen Städte und Dörfer verpfändet hatten. Aber wie fast alle Klöster im nordhessischen Raum wurde es 1527 mit der Einführung der Reformation aufgehoben und in der Folge als landgräfliches Jagdschloss genutzt.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts fanden unter Landgraf Moritz umfangreiche Baumaßnahmen statt. Diesem Umbau entstammt der sogenannte Engelsaal über dem ehemaligen Refektorium im Südflügel, der durch einen prachtvollen Kamin und einer mit Engeln, Wolken und Blumengebunden bemalten Decke besticht. 1685 wurden unter Landgraf Karl erneut Umgestaltungen vorgenommen und die Orangerie, die man dem Architekten Paul du Ry zuschreibt, erbaut. Letzte große Veränderungen erfuhr Haydau im Zuge seiner Nutzung als landwirtschaftliche Domäne 1830 – 1937.
(Mehr über die Geschichte des Klosters in: Tausendjähriges Morschen, Waltari Bergmann, herausgegeben von der Gemeinde Morschen, 1985)
Heute ist das sanierte Kloster Dank auf dem besten Wege erneut kultureller und sozialer Mittelpunkt zu werden. Konzerte und andere Kulturveranstaltungen, Tagungen und Seminare, sowie eine Reihe von privater Veranstaltungen sind im neuen Kloster Haydau zu Hause. Kultur und Kommunikation haben nicht nur im Kloster- und Schloss Haydau ihren Platz gefunden. Auch die Orangerie, das Marstallgebäude, sowie der Klosterinnenhof und Klostergarten sind vielgestaltige Wirkungsräume.
Das Kloster Haydau behielt seinen Charakter seit dem 13. Jahrhundert bei, auch wenn sich die Gestaltung über viele Epochen wandelte und heute frühgotische, gotische, sowie Renaissance- und Barockelemente aufweist.
Aus dem Kloster wurde ein landgräfliches Lust- und Jagdschloss, später ein kurhessische Staatsdomäne und schließlich eine landwirtschaftliche Versuchsanstalt. Nach einer umfassenden Sanierung der gesamten Klosteranlage sind vielfältige Nutzungen und Veranstaltungen in der Haydau für die Menschen im mittleren Fuldatal möglich.
Chronologischer Überblick
723
Errichtung der Kapelle Haydau durch Bonifatius, urkundlich nicht belegte Überlieferung.
1234/35
Bau des Zisterzienserinnenklosters durch Ritter Hermann von Treffurt-Spangenberg. Erste Äbtissin wird Gertrud von Leimbach, eine Vertraute der hl. Elisabeth von Thüringen.
1319
Teile des Klosters wurden während einer Fehde niedergebrannt.
1320-25
Wiederaufbau und Weiterbau des Klosters.
1350
Altmorschen mit Kloster Haydau fällt an den Landgrafen von Hessen. Das Kloster ist reichster Grundbesitzer im Amt Spangenberg.
1384
1387
Papst Urban VI. Iöst den Bann.
1493
Bisherige Nonnen werden durch Schwestern aus Brandenburg abgelöst.
1514
Ablasserteilung durchs Kloster, Wallfahrtskapelle Haydau auf dem Kapellenberg.
1525
Plünderung während des Bauernkrieges.
1527
Das Kloster wird durch die Reformation aufgelöst, es wird zunächst „Landgräfliches Vorwerk” des Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen genutzt.
1556
Eine der ersten Dorfschulen Niederhessens wird im Gebäude eingerichtet.
1606-08
Errichtung von Wirtschaftsgebäuden, Burggrafenhaus und Teilen des Herrenhauses unter Philipps Enkel Landgraf Moritz von Hessen-Kassel.
1616 – 1619
Umbau zum landgräflichen Jagdschloss durch Landgraf Moritz. Der heute bestehende Ausbau stammt weitgehend aus dieser Zeit.
1690
Umgestaltung des Herrenhauses, des Parks und Bau der Orangerie, wahrscheinlich durch den Architekten Paul du Ry unter Landgraf Carl von Hessen-Kassel und seiner Frau Amalie.
1830-1938
Haydau wird als Staatsdomäne betrieben.
1938 – 1940
Nach Auflösung der Domäne wurden die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen an Bauern verteilt.
1940 – 1945
Einquartierung von Kriegsgefangenen aus Polen und Frankreich im Kloster; später auch Nutzung als Notlager für Menschen aus Kassel, die ausgebombt wurden und Flüchtlinge und Aussiedler aus östlichen Gebieten.
nach 1945
Der feinmechanische Betrieb von August Heinzerling, die Firma “HEIMAG”, zog in das Wachhaus und Nebengebäude.
1962 und 1983
Renovierung der Kirche.
1982
Das Herrenhaus wird zum Rathaus der Gemeinde Morschen.
1985 – 2001
Untersuchung der Bausubstanz, Restaurierung und Sanierung des Klosters. Erstellung eines gartendenkmalpflegerischen Gutachtens (1995) und Neugestaltung des Innenhofes (2000).
2001
2003
Das Wachhaus wird vorübergehend als Rathaus der Gemeinde Morschen genutzt.
2009
Gestaltung des Parkteils auf der oberen Westterrasse (Laubengänge 2005 – 2011), Anlegen des Obstbaumgartens nach historischen Inventarlisten und Aufnahme des Parks in das European Garden Heritage Network (2009), Anlegen von Blumenrabatten mit Pflanzen aus Inventarlisten des 17. Jahrhundert und Beginn der unteren Westterrasse (2011), Sicherung der südlichen Mauer und Wiederherstellung der barocken Wegestrukturen.
2010-2013
Das Herrenhaus wird zur Tagungsstätte und die Orangerie wird zum Tagungs- und Festsaal. Der alte Marstall, die sogenannte Klosterscheune und das dazwischen liegende Kutscherhaus werden denkmalgerecht restauriert und zu einem Tagungszentrum umgebaut. Herrenhaus, Orangerie und Marstallgebäude befinden sich in Privatbesitz.
2013
Das an der Nordseite des Klosterkomplexes gelegene, neu erbaute Hotel Kloster Haydau wurde eröffnet. Das 136-Zimmer umfassende Hotel ist in privater Hand und von einem Betreiber geführt. Das Kloster Haydau befindet sich nach wie vor in Besitz der Gemeinde Morschen und ist an den Förderverein Kloster Haydau verpachtet. Für den Bau der Hotelanlage wurde das Wachhaus und die Brennerei abgetragen.
2014
Das im Zuge der Hotelbauarbeiten abgetragene Wachhaus wurde außerhalb des Geländes südlich der Orangerie wieder aufgebaut und im Oktober zusammen mit einem Küchengarten an die Baunataler Werkstätten Kassel übergeben. Dort wird wird nach den Grundsätzen des ökologischen Anbau Obst und Gemüse angebaut und in einem Hofladen des ehemaligen Wachhauses zu Kauf angeboten.
Sachstand
Förderverein Kloster Haydau im Mai 2020